Chinareise 2004 - [Das Tagebuch]

18.04.2004 Frühstück im Hotel. Dank großer Bettschwere und Ohropax hervorragend geschlafen. Bin gespannt auf das Zusammentreffen mit Prof. Hong De-yuan, dem angesehendsten Päonien-Experten weltweit und auf seine Vorlesung. Auch mein Freund, Prof. Cheng Fangyun und andere Pekinger Botaniker werden kommen.

In unserem Hotel, unser Bus

Vorlesung im Gebäude des BG

Prof. Hong De-yuan diskutiert mit James Waddick, Prof. Cheng Fangyun und Dr. Zhou diskutieren mit Elisabeth Rundle, Prof. Hong De-yuan

Straßenszene am BG, Das Botanische Institut der Akademie der Wissenschaften auf der anderen Straßenseite


Die Vorlesung von Prof. Hong De-yuan war sehr interessant. Er handelte nicht nur die Strauchpfingstrosen ab, sondern auch die chinesischen Staudenwildarten und die mediterranen Spezies. Also, jede Menge Neues. In den letzten Jahren war er ausgiebig im Kaukasus und der Mittelmeerregion gereist und hat jetzt begonen, auch hier kräftig aufzuräumen.

Ein paar Auszüge aus der Vorlesung:

Academy of Sciences, Institute of Botany

Vortrag Prof. Hong De-yuan

Hong 2004: Paeonia rockii ssp. atava Brühl (ssp. taibaishanica ist schon wieder verschwunden??) - atava ist dasselbe wie taibaishanica, nur der Name ist geändert worden

P. suffruticosa ssp. yinpingmudan: Pflanze auf dem Cliff - Laub ist typisch und identisch mit der Abbildung aus 1804, ist nicht P. ostii!

P. jishanensis macht Ausäufer und vermehrt sich nur wenig durch Samen

P. qiui - nur das terminale Blättchen ist geteilt

P. ostii - der Naturstandort in Henan existiert nicht mehr

Gefährdungsgrad der Wildarten:

Grad 1 (=am stärksten gefährdet) : P. suffruticosa ssp. yinpingmudan (nur 1 Wildform bekannt - die Pflanze auf dem Cliff)

Grad 2 : P. ostii (nur 2 Standorte), P. qiui (nur 3 Standorte), P. rockii (10 Standorte), P. ludlowii: Vermehren sich ausschließlich durch Samen

Grad 3: P. jishanensis (6 Standorte), P. decomposita (in Nord-Sichuan viele Standorte, aber kleines Areal): sowohl vegetative (durch Ausläufer) als auch sexuelle Vemehrung (über Samen) möglich

Grad 4: P. delavayi (sehr häufig).

Danpi wird nicht nur aus. 'Fen Dan Bai' gewonnen, sondern auch aus P. delavayi in hunderten Tonnen jährlich.

Staudige Wildarten: Intermedia/Anomala

zuerst wurde in China P.sinjiangensis beschrieben, aber das war ein Irrtum, ist identisch mit P. anomala.

a) karotten-ähnliche Wurzeln und Sepal mit Schwanz = P. anomala (mit ssp. anomala und ssp. veitchii)

b) Wurzeln wie Süßkartoffeln, Sepalen ohne Schwanz = P. intermedia

P. anomala und P. veitchii haben die gleichen Wurzeln und Sepalen = eine Art.

Mediterrane Gruppe - Fragen:

1. Päonien des Kaukasus

2. P. daurica - eine distinkte Form

3. Identität von P. corsica

4. P. arietina, distinkt von P. mascula

5. P. saueri, eine neue Spezies vom Balkan

6. P. broteroi, ein weitläufig benutzter aber überflüssiger Name für P. lusitanica Mill.

7. P. algeriensis, eine distinkte Wildart

P. tenuifolia: Filamente können rot oder weiß sein, die Fruchtknoten können weiß oder rot sein. Es gibt sehr verschiedene Formen in allen möglichen Kombinationen. Kein Unterschied, sehr vielgestaltige Art.

P. daurica, distinkt von P. mascula :

diploid, Tiefland:

ssp. mlokosewitschii


ssp. coriifolia

tetraploid, Hochland

ssp. wittmanniana


ssp. macrophylla


ssp. tomentosa



Er erlaubte auch ausgiebig Zwischenfragen, wovon ich regen Gebrauch machte. Interessant war, daß er sich intensiv aufgewirfener kritischer Fragestellungen zur Nomenklatur annahm.

Nach der Vorlesung konnten wir uns noch kurz unterhalten und wir vereinbarten einen weiteren Gedankenaustausch per eMail und ich lud ihn ein, nach Deutschland zu kommen, was er auch gerne annahm.

Danach gingen wir zu einem kleinen Buchladen (Wanhai Books) am Institut für Botanik der Akademie der Wissenschaften. Hochtrabender Name, als wir die kleine Bruchbude auf dem Hinterhof sahen, waren wir doch etwas überrascht. Wegen Umbauarbeiten war es aber nur eine provisorisches Quartier und schließlich ist der Inhalt entscheidend. Da mein Koffer ziemlich schwer ist, hielt ich mich mit dem Kaufen zurück, auch wenn die Preise der Bücher sehr verlockend waren. Andere legten sich dicke Bildbände zum Schnäppchenpreis zu.

Nächster Stopp ein Restaurant mit kaltem und warmem Buffet. Es sollte schnell gehen, war aber auch gut. Manchmal kann auch „Touristenessen“ schmecken. Anschließend Besuch eines Perlengeschäfts mit Demonstration, wie Perlen gezüchtet werden. Und Zeit, Einkäufe zu tätigen. Hätte man aus meiner Sicht weglassen könne, aber erstaunlicherweise hatten sich doch einige Opfer gefunden.

Demonstration über Perlenzucht im Perlengeschäft, Eingang zum Sommerpalast

Wunderschöne Strauchpfingstrosen im Sommerpalast des Kaisers





Pfingstrosen-Pflanzung am Sommerpalast, Steinernes Boot

Bootsfahrt am Sommerpalast

Straßenszenen Peking

Touristischer Höhepunkt des Tages war der Besuch des Sommerpalastes des Kaisers, wo auch schöne Strauchpfingstrosen blühten.Viele Bilder wurden geschossen. Nach einem recht langen Spaziergang durch die weitläufigen Anlagenfuhren wir mit einem Ausflugsboot über den See zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. Dann zurück zum Hotel, um uns vor dem anstehenden Bankett auszuruhen und zu erfrischen. 30 min.

Das Bankett fand in einem traditionell chinesischen Restaurant im Sommerpalast statt. Prof. Hong De-yuan war zu Gast und ein weiterer Pekinger Botaniker am Tisch von James Waddick, Prof. ZHAO Yutang, Jim Waddick’s Freund und Co-Autor von Iris of China. An unserem Tisch (mit Paige Woodward) saßen Prof. Cheng Fangyun und eine seiner Doktorantinnen. Wir fragten Cheng Fangyun ein Loch in den Bauch. Wieder ein opulentes Mahl mit vielen Gängen, sehr abwechslungsreich, diesmal mit viel Fisch. Jeden Abend schön, und immer mal was anderes. Abnehmen in China? Unmöglich!

Zurück im Hotel noch ein kurzer Ausflug mit den 3 Dänen auf ein Bier um die Ecke. Nachts gepackt, früh geht es zeitig zur Verbotenen Stadt und dann mit dem Zug nach Heze.

[19.04.]