Chinareise 2004 - [Das Tagebuch]

1. Mai 2004 Peking

Gegen 3:30 Uhr konnte ich dann doch nicht mehr schlafen. Entweder war es die Mücke, die laufend an meinem Ohr vorbeisurrte, oder die Aufregung wegen der Vorlesung. An einer Uni in Peking eine Vorlesung zu halten, ist doch schon ziemlich aufregend. Aber mit einem guten Freund wir Prof. Cheng an der Seite - nein, kein Grund zur Aufregung. Ich entschloß mich, weiterzuschlafen.

Der Rundgang durch das Uni-Gelände am Abend war schwer beeindruckend. So viele große Universitätsgebäude, aber auch mit Wohnheimen sind sie nicht knauserig. Wenn man allerdings bedenkt, daß allein die Beijing Forestry University (BFU) 20.000 Studenten hat, ... Die BFU ist führend in China auf dem Gebiet des Gartenbaus.

Das Beste kommt zum Schluß! 8.00 Uhr kam Cheng Fangyun und wir gingen zusammen frühstücken in einer nahe gelegenen Garküche. Alles wurde ruck zuck frisch zubereitet.

Dann zeigte er mir die Versuchspflanzungen seiner Studenten in einer kleinen Gärtnerei auf dem Uni-Campus. 9 Uhr begann mein Vortrag. Ca. 25 Studenten hatten sich eingefunden und ich erklärte Ihnen über 2 Stunden die Nutzung des Informationsangebotes meiner Website www . paeon. de. Es gab recht viele Fragen, sodaß wir erst 11.30 Uhr fertig waren. Cheng zeigte dann noch Bilder aus seinem Buch über die Gansu-Mudan, das er gerade in chinesischer Sprache fertig gestellt hat. Es wird auch eine (von James Waddick korrigierte) Englisch-Übersetzung geben, und ich bot ihm an, den Text auch in's Deutsche zu übersetzen.

Mit vier von Prof. Cheng's Doktorantinnen und dem Hauptgärtner der Century Peony Nursery zusammen gingen wir dann zum Mittagessen. Er hatte einn Separée in einem nahe gelegenen Restaurant reserviert und es war wieder mal vorzüglich.

Anschließend fuhren wir gemeinsam zur Gärtnerei, mir der er kooperiert und die er wissenschaftlich betreut. Ich hatte mir keine Vorstellungen von der Größe der Gärtnerei gemacht, ich erwartete eine in der Größe von Klose oder weniger. Um so mehr war ich dann von den Ausmaßen überrascht: 20 Mu (ha?) groß insgesamt. Im ersten Teil baut er die Sammlung auf. Riesige Felder mit allen möglichen Kultivaren, sowohl chinesischen aus Luoyang und Heze, als auch Rockii-Hybriden und viele japanische Sorten Strauchpfingstrosen. Ich sah ein großes Feld voller 'High Noon'. Nach der Besichtigung des ersten Teils der Gärtnerei fuhren wir im Auto des Managers der Gärtnerei quer durch die Vororte Pekings zum zweiten Teil der Gärtnerei, wo die Vermehrung durchgeführt wird. Deren Ausmaße waren noch viel größer. Viel Platz und viel Personal. Ein weiträumiges ebenerdiges Bürogebäude sowie Arbeitsräume für die Vermehrung und Kühlräume für die Kühlung von Schnittblumen sind gerade im Bau. Der manager der Gärtnerei führte uns herum und erklärte vieles. Die Dimensionen, in denen sie in's große Geschäft einsteigen wollen, sind beachtrlich. 100.000 Veredelungen dieses Jahr, bald schon 300.000, damit machen sie den Japanern ganz schnell Konkurrenz. (Oder produzieren sie etwa für die Japaner?? - Leider fiel mir das erst hinterher ein, sonst hätte ich es gefragt.) Wie iich sehen konnte, haben sie die Technik des Veredelns sehr gut gelernt. Kräftige gesunde Pflanzen, wohin ich auch schaute.

Obwohl es erst 16.30 Uhr war, fuhren wir dann zum Abendessen zu viert in ein Fisch- und Meeresdfrüchte-Restaurant. Eine Super-moderne Restaurant-Kette, wie mir Cheng erklärte. Der Gärtnerei-Manager wollte mich testen, ob mich der scharfe chinesische Schnaps umhaut. Ein furchtbares Zeug, Jim hatte mich während der Rundreise schon davor gewarnt, und wir hatten das Fuselzeug auch nie probiert. Ich habe mich jedenfalls nicht provozieren lassen, und ganz langsam genippt. Während des Essens wußte ich manchmal nicht so recht, ob nun die Speisen so scharf gewürzt sind oder ob das Brennen vom Schnaps zum Nachspülen kam. Es wurde aber doch ganz angeregt und wir unterhielten uns prächtig. Cheng übersetzte fleißig.

Satt und müde wurde ich dann zum Hotel gebracht. Gegen 20 Uhr kam Cheng dan noch auf ein letztes Gespräch, das sich bis 22.30 Uhr hinzog. Wir schmiedeten Pläne für die Zukunft und ließen die vergangenen Tage noch mal Revue passieren. Ein sehr schöner Ausklang der China-Reise. Morgen früh werde ich wieder von 2 seiner Studentinnen zum Flughafen gebracht. Der Tag wird lang, der Jetlag kommt sicher.

Auf dem Campus der Beijing Forestry University - Pflanzungen von Prof. Cheng Fangyun's Studenten

Century Peony Nursery in Peking

Rockii-Hybriden aus Gansu



Prof. Cheng Fangyun und der Hauptgärtner der Gärtnerei sowie Doktorantinnen

Lactiflora-Sorten als Schnitt-Blumen und als Ammenwurzeln zjm Veredeln. High Noon

Paeonia qiui - Prof. Cheng's Versuchspflanzen

Shima nishiki

Vermehrung japanischer Sorten

Renkaku, Lactiflora-Sorten als Unterlage für die Veredelungen

02. 05. Abreise

Am Morgen klappte alles wie am Schnürchen. Pünktlich waren die Abholerinnen zur Stelle, wir bekamen auch sofort ein Taxi neben dem Hotel, die Straßen waren frei und beim Check-in bekam ich problemlos meine Bordkarte. Dann wieder die obligatorische SARS-Kontrolle mit Formular ausfüllen und Infrarot-Kamera zum Temperatur-Messen. 2 Stunden vor dem Abflug war ich am Gate 10. Die letzten Yüan wurden gegen ein paar T-shirts eingetauscht. Die Lufthansa-Boeing 747-400 stand startbereit am Gate. Alles easy. Eigentlich hätte ich die Abholer nicht gebraucht. Ich hätte im Hotel auch im Reiseführer auf die Textzeile „Rufen Sie mir bitte ein Taxi!“ zeigen können, und dann dem Taxifahrer die Zeile „Bringen Sie mich bitte zum Flughafen“. Da hätten die Studentinnen ausschlafen können. Beim nächsten Mal. In 2 Jahren??

Ankunft pünktlich in Frankfurt, dann Weiterflug nach Dresden, wo mich Katrin abholte. Kurzes Verschnaufen zu Hause, bevor es am nächsten Tag weiterging nach Rom. Aber diesmal Abflug in Berlin-Schönefeld.

[Italien]