Lomakin, A.A.


Anmerkungen über neue Päonien, die im Kaukasus gefunden wurden


Verhandlungen des Tifliser Bot.Gartens (Trud. Tifl. Bot. Sad.) 1897 II. No.12 S. 281-284

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Übersetzung aus dem Russischen von Dr. Carsten Burkhardt, Cottbus

english text

In letzter Zeit wurde im Botanischen Garten von Tiflis eine große Sammlung von gelben Päonien zusammengetragen, die der Garten aus verschiedenen Regionen des Kaukasus erhalten hat. Die Beobachtung dieser lebenden Pflanzen gab uns die Möglichkeit, mit Sicherheit festzustellen, daß man sie nicht alle in Beziehung zu Paeonia Wittmaniana Steven stellen kann, die bisher einzige Vertreterin der Gattung Paeonia im Kaukasus mit gelben Blüten.

Wir können nicht übereinstimmen mit N. M. Albow ( „Materiale zur Flora Kolchidiens“ in Verhandlungen des Botanischen Gartens Tiflis, Ausg. 1 [Trud. Tiflis. Bot. Sada]), der die angesprochenen Päonien P. corallina Retz. zuordnet; sie unterscheiden sich davon wesentlich in allen Teilen: in der Form, der Farbe und der Behaarung des Laubes, in der Form der Blüten, in Stellung und Behaarung der Früchte. Das ergibt eine ausreichende Berechtigung, Baillon zuzustimmen, der P. Wittmanniana in eine eigene Sektion einordnete (Baillon, Monographie des Renonculacées, p. 65).

In „Spiski rastenii Talysha“ (Trudy Tifl. Bot. Sada, vyd. 1 [Liste der Pflanzen des Talysch]) wurde von uns P. Wittmanniana Stev. var. tomentosa erwähnt, welche sich im Wesentlichen von der Form nur durch die Behaarung der Früchte und ihre zurückgebogene Form unterscheidet. [Mit großer Wahrscheinlichkeit ist die von uns erwähnte Pflanze aus dem Talysch mit P. Wittmanniana aus Persien (Gilian) identisch, die Buhse beschrieb (Verzeichnis der in Transcaucasien und Persien gesammelten Pflanzen, p. 8)]. Außer dieser Form befinden sich in unserem Garten noch: eine typische P. Wittmanniana aus der Umgebung von Atzkur, wo diese Pflanze zuerst entdeckt wurde, eine Päonie aus dem Ort Lagodechi von L. F. Mlokosewitsch und eine Pflanze aus Adzharien von N. M. Albow. Die beiden letzteren Formen halten wir für zwei neue Arten, weil sie sich deutlich von P. Wittmanniana Stev. unterscheiden. Die letztere von beiden wurde von N. M. Albow als P. corallina var. Wittmanniana forma macrophylla vorgestellt.

Stellen wir kurz ihre Beschreibung vor.


1) Paeonia macrophylla Lomak. ( P. corallina Retz. var. Wittmanniana forma macrophylla N. Albow in Mater. dlja Flo. Kolch.). Foliis amplis membranaceis concoloribus lucido viridibus, biternatis, foliolis maximis ovatis, obovatis vel oblongis, apice longiuscale acuminatis, subtus ad nervos primarios parum pubescentibus, floribus albis vix flavescentibus, petalis magnis patulis, carpellis magnis arcuato patentibus puberulis vel glabris. Ab omnibus Paeoniis facile dignoscitur foliis maximis nitidis concoloribus et petalis albis maximis. (Caucasus, Adjaria, Albow).


Die Blätter sind groß, zart ledrig, auf beiden Seiten glänzend, hellgrün, doppelt-dreigeteilt; die Segmente sing insgesamt groß, eiförmig, umgekehrt eiförmig oder länglich, an der Spitze lang-zugespitzt; unterseits entlang der Hauptnerven leicht behaart; die Blüten sind weiß oder mit gelblichem Schein, die Petalen sind groß, konkav; die Sepalen sind groß, bogenförmig zurückgeschlagen, kahl oder kaum flaumig.

Von allen Päonien unterscheidet sie sich im Ganzen durch ihre großen glänzenden Blätter und die großen weißen ausgebreiteten Sepalen (Kaukasus, Adzahrien, N. Albow).


2) Paeonia Mlokosewitschi Lomak. Foliis biternatis, foliolis oblongis, rarius obovatis, breviter acuminatis, supra glaucescentibus, subtus discoloribus pallidis breviter puberulis, floribus luteis, petalis patulis, carpellis tomentosis arcpato-patentibus.


Die Blätter sind zweifach- dreigeteilt; die Segmente sind länglich, umgekehrt eiförmig, kurz-zugespitzt, oberseits bläulich, unterseits blaß, kurz-flaumig; Blüten gelb; Blätter ausgebreitet; Sepalen filzig, bogenförmig zurückgeschlagen.

Zum Vergleich fügen wir die Beschreibung von P. Wittmanniana Stev. an, die von dem Ort stammt, wo Wittmann diese Art als erster entdeckte (1840, Azkur).

Paeonia Wittmanniana Stev. Foliis biternatis elliptico lanceolatis, ovatis vel oblongis, longiuscule acuminatis, supra atroviridibus, subtus discoloribus pallidis, pilis longis flexnosis pubescentibas, nervis prominulis, floribus fere clausis, petalis pallide ochroleucis, carpellis glabris.—

Blätter doppelt dreigeteilt, länglich-lanzettlich, eiförmig oder länglich-lang-zugespitzt, oberseits dunkelgrün, unterseits blaß mit dichter Behaarung aus langen gekrümmten Borsten, die Nerven, auch die kleinen, sind deutlich hervorgehoben; die Blüten sind fast geschlossen, die Petalen sind hell-gelb, die Sepalen kahl.

P. Mlokosevitschi [sic!] differt a P. Wittmanniana Stev. foliolis oblongis breviter acuminatis nec longe acaminatis, supra glaucescentibns nec atro-viridibus, foliolis subtus breviter nec longe pu-bessentibus, nervis obscuris nec prominulis, floribus apertis nec clausis, carpellis tomentosis nec glabris.

P. Mlokosewitschi unterscheidet sich von P. Wittmanniana Stev. durch die kurzen und nicht lang- zugespitzten Blättchen, die oberseits glänzend sind, und nicht dicht behaart, unterseits kurz- und nicht lang- behaart; die Nerven treten auf der Unterseite der Blätter nur wenig hervor, nicht erhaben über das Gewebe des Blattes; die Blüten haben ausgebreitete Petalen, die nicht aufwärts gerichtet sind, und, schließlich, filzige und nicht kahle Früchte.


3) P. Wittmanniana St. var. tomentosa Lomak. (Talysch) est media inter P. Wittmannianam et P. Mlokosewitschi.—


P. Wittmanniana var. tomentosa aus Talysch ist eine Zwischenform zwischen der typischen P. Wittmanniana und P. Mlokosewitschi. In der Form der Blüten und der Behaarung der Blätter ähnelt sie P. Wittmanniana, in der Form der Blätter und der Behaarung der Früchte P. Mlokosewitschi.

Es gibt Gründe zu vermuten, daß P. corallina und P. Wittmanniana in der Lage sind, Hybriden zu bilden. Im Botanischen Garten von Tiflis befindet sich ein Exemplar, das im Laub wahrscheinlich von P. Wittmanniana abstammt, in den Petalen und Früchten aber P. corallina ähnelt.

Wir glauben, daß mit diesen Anmerkungen die Frage der gelben Päonien aus dem Kaukasus beantwortet ist. Zu unserem Bedauern hat die neueste Monografie über die Päonien von Huth [Botanische Jahrbücher Engler XIV Band, 1892. E. Huth, Monograph. d. Gattung Paeonia.] nichts zur Lösung dieser Frage erbracht, obwohl schon Ruprecht die Widersprüche in den Beschreibungen von P. Wittmanniana durch Steven und Hartwiss (Rupr. Fl. Cauc. p. 47) erwähnte.

Abschließend eine kurze tabellarische Zusammenfassung der kaukasischen Päonien:

  1. Blüten weiß oder gelb ...................... 3

Blüten rot ...................... 2

  1. Blätter in schmale linealisch Segmente geteilt ...... P. tenuifolia L.

Blätter doppelt- dreigeteilt, Segmente breit ............ P. corallina Retz

  1. Blätter groß, auf beiden Seiten grün, glänzend, Blüten weiß mit dünner gelblicher Behaarung ............. P. macrophylla Lomak.

Blätter unterseits blaß .......................... 4

  1. Blätter oberseits leicht flaumig, kurz- zugespitzt, auf der Unterseite kurz behaart, Blüten weit geöffnet, Früchte filzig ............................ P. Mlokosewitschi Lomak.

Blätter oberseits dunkelgrün, unterseits lang-behaart, Blüten wenig geöffnet ............. 5

  1. Blätter lang- länglich, Früchte kahl ..................... P. Wittmanniana Stev.

Früchte behaart .................... P. Wittmanniana Stev. var. tomentosa Lomak.