Chinareise 2004 - [Das Tagebuch]

30.04.2004 Shanghai-Peking

Der Flug von Shanghai nach Peking ist eine Story für sich. Ich hatte über's Internet gebucht und das Ticket zugeschickt bekommen. 2 Tage später erhielt ich aber einen Anruf, daß sich Flugzeiten und Flughafen geändert hätten. Der Flug ginge 2 Stunden eher los, und nicht von Sahnghai Pu Dong (was eine Stunde Autofahrt südlich ist), sondern von Shanghai Hong Qiao (was eine halbe Stunde nördlich ist). Ich müßte aber nur zum Schalter von Air China gehen und das Ticket umtauschen lassen. Schön, aber wo ist während der Rundreise die Möglichkeit, zum Ticketschalter von Air China zu gehen?

Schon vor Tagen hatte ich unserem Reiseleiter, Roger, mein Problem erklärt, und er sagte, das ließe sich in Shanghai leicht klären. Gleich bei der Ankunft in der chaotischen Nacht teilte ich der lokalen Reiseleiterin dann wieder alles mit: Sie wird sich drum kümmern. Als wir dann von Hangzhou zurückkamen, hatten wir aber eine andere lokale Reiseleiterin, die natürlich von nichts wußte. Ich erklärte ihr also wieder alles. Flugnummer auf dem Ticket, Abflugzeit von Pu Dong, Abflugzeit von Hong Qiao laut Telefonat usw. Sie kam am nächsten Morgen zu mir mit der Nachricht: Es geht alles klar, Flug ab Pu Dong wie auf dem Ticket.

Kurz darauf wollte Roger von mir wissen, wann ich denn nun los muß, damit er jemand bestellen kann, der mich zum Flug rausbringt. Und da stellte sich heraus, daß doch nicht alles so klar ist und sie noch mal nachfragen müßte, weil sie meinen Namen nicht auf der Passagierliste gefunden hätten, aber das wäre kein Problem. Kein Problem?? Langsam fing ich an, mir Sorgen zu machen.

Zum Mittag wurde mir dann ein junger Mann vorgestellt, der mich am nächsten Tag zum Flughafen bringen sollte. Wir vereinbarten, uns am nächsten Tag um 13:30 Uhr im Hotel zu treffen, und er bringt mich dann zum Flughafen Pu Dong.

Zum Abendessen kam dann aber die Überraschung. Nebenbei teilte mir Roger mit, der Flug gehe doch nicht von Pu Dong, sondern von Hong Qiao. Wenn die Flughäfen nahe beieinander liegen würden, wäre es ja auch kein Problem, aber sie liegen nörlich bzw. südlich der Stadt ca. 70 km auseinander.

Jetzt sitze ich jedenfalls mit gepackten Koffern im Hotelzimmer und habe soeben noch ein paar eMails erledigt im Business Center des Hotels (das eMail Postfach war völlig zugerammelt mit 178 neuen Mails und irgend so ein Hirni hat mir mal wieder Riesenbilder von 8 MB Größe ohne Vorankündigung geschickt, die die Speicherkapazität völlig übersteigen und meinen Verkehr lahmgelegt haben). Ich hoffe nur, daß ich wirklich 12:30 Uhr hier abegeholt werde und mit dem Flug alles glatt geht. Fortsetzung folgt.

Zum Glück nicht. Der Abholer kam pünktlich, der Fahrer fand den Flughafen, am Check-In bekam ich meinen Boarding-Pass und am ausgeschriebenen Gate war mein Flug wirklich auf dem Bildschirm. Mit der Flugnummer (in meinem Fall CA 1558) läßt sich eigentlich alles recht eindeutig zuordnen. Diese Nummern verwenden sie hier auch bei den Zügen und alle Anzeigen sind abwechselnd in englischen und chinesischen Schriftzeichen. Eigentlich ist Reisen in China ganz easy, oder?

Ich glaube, wenn ich die Hilfe des lokalen Reiseleiters nicht gehabt hätte, hätte ich auch im Hotel um Hilfe nachfragen können. Dort gab es ein Postamt, ein Business Center und einen Schalter genannt „Air Ticket“. Die hätten sicher auch hilfreich sein können.

Insofern war die Rundreise eine gute Erfahrung. Man hat alles ein paar mal schon mitgemacht. Ich weiß aber trotzdem nicht, ob ich danach allein durch China reisen würde. Ein gewisser Rückhalt in Form eines Reisebüros wäre immer ganz nützlich.

Aus einem nicht erklärlichen Grund verschwand plötzlich meine Flugnummer vom Bildschirm am Gate 11. Aber ehe ich mir darüber zu viele Gedanken machen konnte, war die neben mir sitzende Italienerin schon stutzig geworden und hatte nachgefragt. „They've changed to Gate 12!“ sagte sie mir. Also tippelten wir da rüber, und wirklich: Da stand sie auch wider: CA 1558.

Mit etwas Verspätung flogen wir dann auch wirklich ab. In Beijing waren wir nicht 16:00 Uhr, sondern 16:55 Uhr. Als ich die auf dem Flughafen wartende Assistentin von Prof. Cheng anrief, war sie ganz aufgeregt und dachte, sie hätte mich verpaßt. Aber leider herrscht in Flugzeugen immer noch Handy-Verbot. Und in China hält man sich auch dran.

Die Kofferausgabe verlief wie am Schnürchen und bald konnten mich 2 Assistentinnen von Prof. Cheng in Empfang nehmen. Mit dem Taxi ging es zum Hotel der Universität namens Beilin Hotel. Wegen des bevorstehenden Maifeiertages dauerte die Taxifahrt in die Stadt aber etwas länger, einen so allumfassenden Verkehrsstau wie heute hätte ich mir in Peking dann wirklich nicht vorstellen können. Alle Autobahnen völlig dicht, alle Abfahrten, Abzweige, Zuführungen verstopft. Das kann ja heiter werden in der Zukunft, wenn noch mehr Chinesen sich ein Auto kaufen. Aber vielleicht ist auch nicht an jedem Tag Einkaufsbummel vor dem Feiertag. Kaum war ich im Hotelzimmer angekommen, klingelte auch schon das Telefon und mein Freund, Cheng Fangyun war dran.

Nach einer kurzen Verschnaufpause fuhren wir etwas stadteinwärts zum Abendessen. Der Stau wurde immer dichter. Prof. Cheng hatte ein Restaurant ausgesucht, wo man sein Essen in einem Topf mit sprudelnd heißem Wasser (und Gewürzen) selbst garkocht und dann in einer Würzsoße noch nachwürzt. So was ähnliches hatten wir schon während der Rundfahrt erlebt, sodaß ich ihn mit meiner Erfahrung etwas verblüffte. Auch daß ich beim (eingelegten) Knoblauch genauso zulangte wie er und ihn auch zehenweise verspeiste, hatte er sicher nicht erwartet. Wir amüsierten uns jedenfalls prächtig.

Nach dem Essen wollten wir mit dem Taxi in's Hotel zurückfahren, aber der Stau war mittlerweile so dicht, daß wir lieber wieder ausstiegen und zu Fuß gingen. Es war eigentlich auch nicht sehr weit. In Europa ist mir das noch nicht passiert! Unterwegs und im Hotel fachsimpelten wir noch bis 22 Uhr und besprachen das Programm des nächsten Tages. Um 9 Uhr soll ich Cheng's Studenten die Vorlesung halten. Na dann!

[01.Mai 2004]